
Modernisierung von Legacy-Systemen: So bringen Sie Ihre Software auf den neuesten Stand


Legacy-Systeme können Ihr Unternehmen unbemerkt ausbremsen – mit wachsender technischer Schuldenlast, langsamer Performance und mangelnder Anpassungsfähigkeit. Doch eine Legacy-Software-Modernisierung muss nicht bedeuten, bei null anzufangen.
Warum ist die Modernisierung von Legacy-Systemen ein strategisches Muss
Stellen Sie sich Folgendes vor: Ihre Software wurde einmal entwickelt und bleibt dauerhaft schnell, sicher, skalierbar und bei den Nutzern beliebt. Und das ganz ohne Updates oder Wartungsaufwand. Klingt verlockend, oder?
Das finden wir auch. Doch in der heutigen digitalen Realität existiert dieses Szenario schlichtweg nicht – keine einzige Anwendung bleibt dauerhaft wartungsfrei oder technologisch relevant, ohne angepasst zu werden.
95 % aller Unternehmen betrachten die Legacy-Software-Modernisierung mittlerweile als entscheidend für ihren Geschäftserfolg.
Denn so stabil Ihre Software beim Launch auch war: Technologien entwickeln sich weiter, Nutzererwartungen und geschäftliche Anforderungen ändern sich. Früher oder später benötigt jedes System Aufmerksamkeit.
Wenn Ihre Software kontinuierlich betreut und vorausschauend weiterentwickelt wird, lassen sich diese Veränderungen in kleinen Schritten und mit minimaler Beeinträchtigung bewältigen. Läuft Ihr System hingegen nach dem Prinzip „Einrichten und vergessen“, drohen unerwartete Probleme – etwa:
- Leistungsabfall: Die Software ist deutlich langsamer geworden. Was früher flüssig lief, frustriert nun die Nutzer und senkt die Interaktionsrate.
- Wettbewerbsrückstand: Während Ihre Mitbewerber ihre Systeme laufend um neue Funktionen und Integrationen erweitern, stoßen Sie an technische Grenzen.
- Steigende Betriebskosten: Die laufenden Kosten steigen spürbar – und die Altsoftware entpuppt sich als Ursache.
- Sicherheitslücken: Die Schutzmechanismen Ihrer Software sind unklar – jede neue Schlagzeile zu Cyberangriffen verstärkt die Unsicherheit.
- Mangelnde Skalierbarkeit: Ihr Unternehmen wächst, aber das Altsystem stößt an seine Leistungsgrenzen.
Eine frühzeitige Altsystem-Modernisierung hilft, genau diese Probleme zu vermeiden – durch eine fundierte Strategie und eine schrittweise Erneuerung Ihrer Systeme.
Die Gründe für eine Modernisierung von Legacy-Systemen liegen vor allem in der Optimierung zentraler Bereiche:

Diese Zahlen zeigen deutlich, dass die Modernisierung von Software nicht nur eine technische Angelegenheit ist. Sie ist eine strategische Entscheidung, die Ihrem Unternehmen hilft, in den heutigen wettbewerbsintensiven Märkten erfolgreich zu sein.
„Veraltete Software hat nicht nur etwas mit dem Alter zu tun. Lassen Sie sich nicht in diese Falle locken.
Man neigt schnell dazu anzunehmen, dass veraltete Software etwas ist, das vor fünf, zehn oder sogar zwanzig Jahren entwickelt wurde. Aber in Wirklichkeit ist das Bild differenzierter. Zwar bringen neuere Systeme oft weniger technische Schulden mit sich, aber das Alter allein bestimmt nicht, ob Software wirklich veraltet ist.
Es ist die Relevanz, die über den Zustand von Software entscheidet. Neue Frameworks, Tools und Best Practices entstehen laufend. Cloud-Anbieter veröffentlichen wöchentlich Updates. Bedrohungen in der Cybersicherheit entwickeln sich täglich weiter. Und die Erwartungen der Nutzer ändern sich ebenso schnell.
Selbst eine erst kürzlich veröffentlichte Software kann schnell ins Hintertreffen geraten, wenn sie nicht aktiv gepflegt und aktualisiert wird.“
Technologische Warnzeichen, die auf eine nötige Modernisierung hinweisen
Geschäftliche Warnzeichen sind nur eine Seite der Gleichung bei der Modernisierung. Auch auf technischer Ebene gibt es klare Hinweise darauf, dass Ihre Software veraltet ist – oder sich einem kritischen Punkt nähert.
Wenn Ihnen eines der folgenden Szenarien bekannt vorkommt, ist es Zeit, genauer hinzusehen:
- Veraltete Frameworks und Tools ohne weiteren Support: Höchstwahrscheinlich hat Ihr System bereits einige wichtige Sicherheitspatches verpasst – und die Wartung wird zunehmend schwieriger. Mit der Zeit stehen Sie vor dem Problem, qualifizierte Entwickler zu finden, die bereit oder überhaupt in der Lage sind, mit veralteter Technologie zu arbeiten.
- Monolithische Softwarearchitektur in einem wachstumsorientierten Unternehmen: Ganz gleich, ob Sie Skalierbarkeit oder eine schnellere Feature-Entwicklung anstreben – ein starrer Monolith kann alles verlangsamen. Er wurde nicht für das Tempo gebaut, das der heutige Markt erfordert.
- Sicherheitslücken oder Probleme mit der Compliance: Wenn Ihrem Legacy-System robuste Sicherheitsmechanismen fehlen – z. B. Authentifizierung, Datenverschlüsselung oder rollenbasierte Zugriffskontrolle – ist es nicht nur potenziellen Bedrohungen ausgesetzt, sondern riskiert auch Verstöße gegen regulatorische Vorgaben. Diese Lücken zu schließen ist entscheidend, um sowohl Ihre Daten als auch Ihre Reputation zu schützen.
- Integrationsprobleme: Wenn Ihre Software sich nicht problemlos mit internen oder externen Systemen verbinden lässt – oder Ihre Teams Daten noch manuell austauschen –, haben Sie es mit einem teuren und zeitaufwändigen Engpass zu tun, der mit der Zeit nur größer wird.
Wie man Legacy-Systeme modernisiert: Zentrale Strategien
Eine Modernisierungsstrategie ist ein strukturierter Plan zur Neugestaltung bestehender Legacy-Systeme, mit dem Ziel, diese an die aktuellen und zukünftigen Anforderungen von Unternehmen und Technologie anzupassen. Dieser Ansatz soll die Auswirkungen der Transformation und die Komplexität der Umsetzung ins Gleichgewicht bringen.
Vielleicht sind Sie bereits auf die sogenannte „Seven R’s“-Methodik gestoßen. Sie beschreibt sieben bewährte Ansätze zur Modernisierung von Legacy-Systemen: Rehost, Rearchitect, Refactor, Rebuild, Replatform, Retain und Retire. Gartner ergänzt diese Liste um einen achten Ansatz: Encapsulate – also das Einkapseln bestehender Komponenten, sodass deren Funktionen über moderne Schnittstellen weiter nutzbar bleiben.
Im Folgenden stellen wir Ihnen alle acht Strategien im Detail vor – als Orientierungshilfe bei der Auswahl des Modernisierungsansatzes, der am besten zu Ihren geschäftlichen Zielen, technischen Rahmenbedingungen und verfügbaren Ressourcen passt.

Encapsulate
Wann einsetzen: Ihre Software profitiert nicht von modernen Technologien oder zeigt gelegentlich Leistungseinbußen. Sie ist nicht ideal, aber funktionstüchtig.
Kernidee: Es wird eine API-Schicht um die Anwendung gelegt, sodass externe Systeme Daten abrufen oder senden können – ohne den Anwendungskern zu verändern.
Vorteile: Diese Strategie zur Legacy-System-Modernisierung erfordert keine nennenswerten Investitionen.
Einschränkungen: Hinter der neuen API-Hülle bleibt die Software unverändert. Architektur, Ineffizienzen und potenzielle Sicherheitslücken bestehen weiterhin. Mit der Zeit kann die Wartung des eingekapselten Systems schwieriger werden, da Abhängigkeiten und Erwartungen sich weiterentwickeln.
Rehost (auch bekannt als „Lift-and-Shift“)
Wann einsetzen: Sie sind unzufrieden mit der Geschwindigkeit, den Wartungskosten oder der Skalierbarkeit des Systems – planen aber (noch) keine Änderungen an der Software selbst. Stattdessen überdenken Sie lediglich den Ort des Betriebs. Dieser Ansatz ist oft die erste Phase einer umfassenderen Strategie zur Altsystem-Modernisierung und wird häufig durch Refactoring ergänzt.
Kernidee: Die Software wird von einer lokalen Infrastruktur in die Cloud verlagert – Code und Architektur bleiben unverändert.
Vorteile: Schnell und risikoarm. Sie profitieren von Cloud-Infrastruktur (z. B. bessere Zuverlässigkeit, Skalierbarkeit und Managed Services), ohne das System selbst zu verändern.
Einschränkungen: Die Infrastrukturprobleme werden zwar behoben – Softwareprobleme bleiben jedoch bestehen. Wenn das Legacy-System vor der Migration schwerfällig war, Sicherheitslücken enthielt oder technische Schulden hatte, sind diese auch nach dem Umzug noch vorhanden – nur in einer effizienteren Umgebung.
Refactor
Wann einsetzen: Die Architektur und Funktionen der Software sind solide, aber der Code ist unübersichtlich, ineffizient oder schwer zu warten.
Kernidee: Der Modernisierungsaufwand konzentriert sich auf das Bereinigen und Optimieren des Codes. Die Aufgabenliste kann das Entfernen von Duplikaten, das Überprüfen von Abhängigkeiten und das Umschreiben einzelner Codeabschnitte beinhalten.
Vorteile: Sie verbessern den Code der Software, steigern die Effizienz, beschleunigen Updates und erleichtern die Wartung. Zusätzlich erreichen Sie eine bessere Kompatibilität mit Cloud-Diensten und stabilen CI/CD-Pipelines.
Einschränkungen: Diese Strategie zur Legacy-System-Modernisierung beschränkt sich auf den Code. Änderungen an Architektur oder Funktionalität sind nicht Bestandteil.
Rearchitect
Wann einsetzen: Die bestehende Architektur schränkt Skalierbarkeit, Geschwindigkeit oder Flexibilität ein.
Kernidee: Die Architektur wird üblicherweise in kleinere, leichter handhabbare Teile überführt oder es werden ereignisgesteuerte oder cloud-native Strukturen eingeführt.
Vorteile: Ein modulareres System bietet verbesserte Skalierbarkeit, höhere Flexibilität und Ausfallsicherheit.
Einschränkungen: Dieser Ansatz benötigt Zeit. Es kann eine Übergangsphase geben, in der das System weniger stabil ist – bis die neue Architektur vollständig getestet und optimiert ist.
Rebuild
Wann einsetzen: Die Legacy-Software erfüllt Ihre Anforderungen nicht mehr. Vom bestehenden Code oder der Architektur ist kaum etwas erhaltenswert.
Kernidee: Auch wenn bestimmte Geschäftslogik oder wertvolle Funktionen übernommen werden können, muss die Software vollständig neu aufgebaut werden – inklusive Code, Design und Technologie-Stack.
Vorteile: Sie können technische Schulden vollständig eliminieren und sich ganz auf die Entwicklung einer Software konzentrieren, die Ihren aktuellen und zukünftigen Geschäftszielen entspricht.
Einschränkungen: Diese Strategie zur Modernisierung von Legacy-Systemen erfordert doppelten Aufwand: Die neue Software muss entwickelt werden, während das bestehende System parallel weiter betrieben wird.
Replatform (auch bekannt als „Lift, Tinker, and Shift“)
Wann einsetzen: Sie planen, die Software von einer Umgebung in eine andere zu überführen (in der Regel von lokal in die Cloud) und dabei kleinere Anpassungen vorzunehmen, um die neue Plattform besser zu nutzen.
Kernidee: Die Software wird – ähnlich wie beim Rehosting – auf eine neue Infrastruktur verschoben, allerdings mit kleinen Änderungen am Code oder an der Architektur, die nicht so weit gehen wie vollständiges Refactoring oder Rearchitecting.
Vorteile: Diese Strategie zur Legacy-System-Modernisierung bietet ein sehr gutes Verhältnis zwischen Aufwand und zusätzlichem Nutzen.
Einschränkungen: Da grundlegende Probleme nicht gelöst werden, können später umfassendere Modernisierungsmaßnahmen und Änderungen erforderlich sein.
Retain (auch bekannt als „Revisit“)
Wann einsetzen: Sie wissen, dass die Software veraltet ist, entscheiden sich aber bewusst, sie vorerst unverändert beizubehalten. Möglicherweise haben andere Projekte Priorität oder die Risiken und Kosten einer Modernisierung erscheinen momentan zu hoch.
Kernidee: Keine Änderungen, keine Workarounds. Die Software bleibt exakt so, wie sie ist – mit all ihren Einschränkungen. Diese Strategie kann für sich allein stehen (die Software läuft weiter, bis größere Probleme auftreten) oder Teil einer langfristigen Strategie sein, bei der eine spätere Ablösung vorgesehen ist.
Vorteile: Sie können eine veraltete (aber stabile) Anwendung weiterhin nutzen und Ihre Ressourcen dort einsetzen, wo sie derzeit dringender benötigt werden.
Einschränkungen: Technische Schulden häufen sich an. Mit der Zeit können zunehmende Probleme bei Sicherheit, Wartung und Kompatibilität auftreten.
Retire
Wann einsetzen: Die Funktionen der Software wurden bereits durch andere Systeme ersetzt. Der Weiterbetrieb verursacht mehr Kosten und Risiken als Nutzen.
Kernidee: Die Software wird abgeschaltet. Daten werden archiviert oder migriert, das System außer Betrieb genommen.
Vorteile: Die Stilllegung des Systems setzt Ressourcen frei, die für strategische Initiativen genutzt werden können.
Einschränkungen: Die Stilllegung muss sorgfältig geplant werden. Werden Abhängigkeiten oder Datenverknüpfungen übersehen, kann es zu Störungen, Datenlücken oder dem Verlust kritischer Informationen kommen.
Strategien zur Modernisierung von Legacy-Software auf einen Blick
|
Aufwand |
Dauer der Implementierung |
Geschäftliche Wirkung |
Risikoniveau |
|
Die Komplexität der durchzuführenden Maßnahmen |
Die Zeit, die typischerweise für die Umsetzung und den Livegang benötigt wird |
Der greifbare und nicht greifbare Mehrwert, den die Veränderung mit sich bringt |
Die Wahrscheinlichkeit von Problemen oder Störungen während oder nach der Modernisierung |
Encapsulate |
Gering |
Schnell |
Mittel – hauptsächlich durch Integrationsvorteile |
Gering |
Rehost |
Gering |
Schnell |
Mittel – Effizienzgewinne durch Infrastruktur (z. B. Kosteneinsparungen, höhere Verfügbarkeit), aber keine Änderungen auf Anwendungsebene |
Gering |
Refactor |
Mittel bis hoch |
Mittel |
Mittel bis hoch – leichtere Wartbarkeit des Codes, bessere Anwendungsleistung, verbessertes Nutzererlebnis |
Mittel |
Replatform |
Mittel |
Mittel |
Mittel – Vorteile durch cloudbasierte Managed Services und Performance-Optimierung |
Mittel |
Rearchitect |
Hoch |
Mittel |
Hoch – verbesserte Skalierbarkeit, vereinfachte und schnellere Bereitstellung neuer Funktionen, gesteigerte Performance |
Hoch |
Rebuild |
Sehr hoch |
Langsam |
Sehr hoch – bessere Ausrichtung auf heutige und idealerweise zukünftige Geschäftsanforderungen
|
Sehr hoch |
Retain |
Kein |
Entfällt |
Keine |
Gering |
Retire |
Gering |
Schnell bis mittel |
Mittel – Ressourcen werden frei, technische und finanzielle Altlasten durch ungenutzte oder redundante Systeme entfallen |
Gering bis mittel |
Bereit, Ihre Legacy-Systeme zu modernisieren?
Wir unterstützen Sie dabei, die passende Strategie zur Legacy-Software-Modernisierung zu finden – mit maximalem Mehrwert und minimaler Unterbrechung.
Vorgehensweise bei der Modernisierung von Legacy-Software
Auch wenn die konkreten Schritte je nach Projekt variieren können, geben wir Ihnen hier einen klaren Überblick über die zentralen Phasen einer erfolgreichen Modernisierung.
Ist-Zustand analysieren
Eine jährliche Überprüfung Ihrer Systeme ist ein guter Ausgangspunkt – insbesondere, wenn sie geschäftskritisch sind oder Kundendaten, Patientendaten oder Finanzdaten verarbeiten. Im Rahmen eines Audits werden Infrastruktur, Technologie-Stack, Codebasis, Abhängigkeiten und geschäftliche Eignung detailliert untersucht. Je nach Komplexität und Umfang kann diese Analyse zwischen zwei und acht (oder mehr) Wochen in Anspruch nehmen.
Verlassen Sie sich jedoch nicht ausschließlich auf den Kalender. Wenn Ihr Unternehmen größere Veränderungen durchläuft – etwa eine Fusion, Übernahme oder eine Neuausrichtung des Produkts – sollten Sie ein außerplanmäßiges Audit durchführen. Das gilt auch, wenn sich Warnzeichen wie wiederkehrende Bugs, langsame Performance oder steigende Betriebskosten häufen.
Technische Aspekte mit Geschäftszielen in Einklang bringen
Legen Sie Ihre Geschäftsziele offen und gleichen Sie sie mit technologischen Einschränkungen ab. Ein Beispiel: Sie planen den Markteintritt in neue Regionen – aber Ihre aktuelle On-Premises-Infrastruktur ist bereits an ihre Grenzen gestoßen und behindert die geografische Expansion. Oder Sie möchten das digitale Kundenerlebnis verbessern – doch die starre, monolithische Architektur erschwert die Umsetzung neuer Funktionen.
Da nicht alles auf einmal modernisiert werden kann, müssen Sie Prioritäten setzen. Beginnen Sie mit den Softwareanwendungen, die den größten geschäftlichen Nutzen bringen – und gleichzeitig die höchste technische Schuldenlast aufweisen.
Stärken Sie die Verbindung zwischen Business und IT, indem Sie Ihre Ziele der Legacy-System-Modernisierung mit messbaren KPIs verknüpfen. Verbesserte Ladezeiten etwa können die Conversion-Rate direkt beeinflussen. Automatisierte Deployments beschleunigen Produktveröffentlichungen. Der Erfolg zeigt sich nicht nur im aufgeräumten Code – sondern in konkreten Geschäftsergebnissen.
Die passende Modernisierungsstrategie auswählen
Abhängig von Ihren Geschäftszielen, Erwartungen und den Schwachstellen in Ihrer Infrastruktur und Software müssen Sie für jede Anwendung eine geeignete Modernisierungsstrategie wählen.
Wie oben beschrieben, stehen Ihnen folgende Optionen zur Verfügung: Retain, Retire, Rehost, Replatform, Refactor, Rebuild, Rearchitect und Encapsulate.
Sie fühlen sich von der schieren Anzahl an Möglichkeiten überfordert? Hier ist ein vereinfachter, aber klar strukturierter Entscheidungsbaum:

Den Modernisierungsplan entwerfen
Erstellen Sie eine Roadmap zur Legacy-System-Modernisierung, um den Prozess reibungslos und effizient zu gestalten. Ein guter Einstieg besteht darin, das Vorhaben in logische Schritte zu unterteilen, diese anschließend nach Wirkung und Komplexität zu priorisieren, risikoarme und risikobehaftete Komponenten zu identifizieren, realistische Zeitpläne zu definieren und die notwendigen Ressourcen entsprechend zuzuweisen.
Wo möglich, sollten Sie nach Chancen suchen, Prozesse parallel auszuführen – etwa stateless Services zu containerisieren, während parallel Migrationsskripte für die Datenbank vorbereitet werden. So lässt sich die Umsetzung beschleunigen, ohne die Kontrolle zu verlieren.
„Unterschätzen Sie Ihre Datenlandschaft nicht.
In vielen Fällen geht es bei der Modernisierung von Legacy-Systemen nicht nur um das System selbst, sondern auch darum, wie es mit den darin gespeicherten Daten umgeht – und wie es diese schützt. Das ist besonders wichtig in Branchen mit strengen Compliance-Vorgaben wie dem Finanz- oder Gesundheitswesen.
Modernisierungsstrategien sollten Datenflüsse, Zugriffskontrollen, Verschlüsselungsstandards und regulatorische Vorgaben berücksichtigen.
Wenn Sie eine Rehost- oder Replatform-Strategie verfolgen, können Sie Rücksetzmechanismen implementieren, um das System bei Problemen auf einen stabilen Ausgangszustand zurückzusetzen. Bei Ansätzen wie Rebuild oder Rearchitect empfiehlt sich hingegen A/B-Testing, um neue Implementierungen sicher zu validieren.“
Jetzt umsetzen: Modernisieren
Welche Maßnahmen Sie in dieser Phase ergreifen, hängt vollständig von der gewählten Strategie zur Modernisierung von Legacy-Systemen ab.
Planen Sie den Umzug in die Cloud? Dann ist jetzt der Moment, den passenden Anbieter auszuwählen – etwa AWS, Microsoft Azure, Google Cloud Platform oder eine hybride Lösung. Nach der Auswahl richten Sie die grundlegende Infrastruktur und die benötigten Managed Services ein, auf die Ihre Software angewiesen sein wird – darunter Netzwerk, Datenbanken, Speicher und Identitätsmanagement.
Bei Rearchitecting oder Refactoring wird die Modernisierung deutlich komplexer: Sie könnte das Aufbrechen eines Monolithen in Microservices, die Einführung neuer Frameworks oder Plattformen sowie das Umschreiben größerer Codeanteile erfordern.
Wo immer möglich, sollte der Modernisierungsprozess so gestaltet sein, dass betriebliche Unterbrechungen minimiert werden. Das kann bedeuten:
- Phasenweise Einführung von Änderungen nach Funktion oder Region
- Geplante Ausfallzeiten oder Migrationen während verkehrsarmer Zeiten
- Paralleler Betrieb kritischer Systeme, bis die vollständige Umstellung sicher erfolgen kann
Für eine effiziente und sichere Entwicklung sowie Bereitstellung empfiehlt sich die Einführung von DevOps- oder sogar DevSecOps-Praktiken – mit CI/CD-Pipelines und Infrastructure as Code (IaC) als zentralen Grundsätzen.
Ebenso wichtig: Observability nicht vernachlässigen. Logging, Monitoring und Alerting sollten frühzeitig eingerichtet werden, um Änderungen während des Rollouts zu validieren und die Performance auch nach dem Deployment sicherzustellen.
Und zuletzt: Planen Sie umfassende Sicherheitskontrollen ein. Dazu gehören rollenbasierte Zugriffskontrollen, Verschlüsselung im Ruhezustand und während der Übertragung sowie ein sicheres Anmeldedaten-Management.
Support
Sobald die Modernisierung – oder eine bestimmte Phase davon – abgeschlossen ist, sollten Sie das System genau überwachen. Behalten Sie den Zustand der Anwendung, die Leistung der Infrastruktur und das Nutzerverhalten im Blick, um mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen und schnell reagieren zu können. Das sichert nicht nur die Systemstabilität, sondern liefert auch wertvolle Erkenntnisse für die kontinuierliche Weiterentwicklung.
Wer sollte an der Modernisierung von Legacy-Systemen beteiligt sein?
Business-Stakeholder: Ihre Perspektive ist entscheidend, um die Modernisierung mit den übergeordneten Unternehmenszielen in Einklang zu bringen. Sie helfen dabei, zu priorisieren, welche Software zuerst modernisiert werden soll, und stellen sicher, dass die Ergebnisse strategischen Zielen dienen.
Technische Experten: Dazu zählen Entwickler, Solution Architects, QA-Engineers, Sicherheitsspezialisten sowie DevOps- oder DevSecOps-Fachleute. Ob Teil des internen Teams oder extern eingebunden – diese Experten analysieren bestehende Systeme, planen das technische Vorgehen und setzen die Modernisierung um.
Tatsächlich spielen externe Partner in 66 Prozent aller Modernisierungsprojekte eine zentrale Rolle – sei es als Führungskraft für interne Teams oder als direkte Umsetzungspartner. Ihr Know-how kann die Umsetzung erheblich beschleunigen und das Risiko deutlich verringern, insbesondere bei komplexen oder groß angelegten Vorhaben.
Zeitpläne für die Modernisierung
Wenig überraschend hängt der Zeitrahmen für die Modernisierung einer Software stark vom aktuellen Zustand des Legacy-Systems und der Komplexität der geplanten Transformation ab. Faktoren wie architektonische Starrheit, technischer Schuldenstand und Tiefe der Systemintegrationen beeinflussen den erforderlichen Aufwand maßgeblich.
Trotz aller Unterschiede zeigt ein branchenweiter Richtwert: In über der Hälfte aller Fälle dauert die Modernisierung einer einzelnen Software ein Jahr oder weniger.
Ein Überblick über typische Zeitverläufe in Modernisierungsprojekten:
- 23 % der Unternehmen streben eine Modernisierung innerhalb von 6 Monaten an
- 28 % schließen sie in 6 Monaten bis unter einem Jahr ab
- 28 % planen mit 1 bis unter 2 Jahren
- 21 % rechnen mit 2 Jahren oder länger
In einer Welt, in der große Unternehmen im Schnitt 367 Anwendungen verwalten (SaaS trägt dazu bei, aber auch individuelle Software macht einen erheblichen Anteil aus), wird deutlich: Modernisierung ist ein fortlaufender Prozess – kein einmaliges Projekt.
Bei dieser Vielzahl an Anwendungen – mit unterschiedlichen Graden an technischer Schuld, geschäftlichem Wert und Relevanz – kann nicht jede Software gleich behandelt werden. Und da selbst schnelle Modernisierungen mehrere Monate dauern können, ist es entscheidend, klare Prioritäten zu setzen. So werden Zeit, Budget und Teameinsatz dort eingesetzt, wo sie den größten Nutzen bringen.
Wie geht es weiter mit der Modernisierung?
Wachsende Kluft zwischen digitalen Vorreitern und Nachzüglern
Bisher haben erst 18 Prozent der Unternehmen den Zustand kontinuierlicher Modernisierung erreicht. Immerhin 58 Prozent haben bereits kleinere oder größere Modernisierungsprojekte abgeschlossen. Das bedeutet: Noch 24 Prozent der Unternehmen stehen ganz am Anfang ihrer Modernisierungsreise.
Dieser Trend zeigt deutlich: Modernisierung ist längst keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit. Je mehr Unternehmen von punktuellen Maßnahmen zu kontinuierlichen Modernisierungsstrategien übergehen, desto größer wird die Lücke zwischen Vorreitern und Nachzüglern vermutlich werden.
Künstliche Intelligenz
Überall dort, wo es um Automatisierung und Effizienz in der Softwareentwicklung geht, ist Künstliche Intelligenz Teil der Diskussion. Ob als Copilot beim Coden oder im KI-gestützten Testing – der Einfluss ist spürbar und nachhaltig.
53 Prozent der Unternehmen geben an, KI zur Unterstützung von Modernisierungsprozessen in der Anwendungsentwicklung einzusetzen. 42 Prozent integrieren KI direkt in Legacy-Software, um diese zu modernisieren.
Lediglich 22 Prozent der Befragten berichten, dass ihr Unternehmen keine KI zur Unterstützung der Modernisierung einsetzt.
Nachhaltigkeit
Cloud Computing wurde lange Zeit mit gesteigerter Effizienz in Verbindung gebracht – heute steht es ebenso stark für Nachhaltigkeit. Der Umstieg von lokaler Infrastruktur in die Cloud reduziert auch die Umweltbelastung.
Führende Anbieter wie AWS, Microsoft und Google investieren massiv in erneuerbare Energien und haben sich zu „water-positive“-Initiativen verpflichtet – das heißt: Sie führen mehr Wasser zurück, als sie zur Kühlung ihrer Rechenzentren verbrauchen.
Cloud-native Architektur
Während die Migration in die Cloud bereits deutliche Vorteile mit sich bringt, bietet ein cloud-natives Design noch mehr Potenzial. Mit cloud-nativen Architekturen können Sie:
- Serverless Computing nutzen, bei dem Code nur bei Bedarf ausgeführt wird.
- Auto-Scaling und Load Balancing aktivieren, um sofort auf Nachfrageschwankungen zu reagieren.
- Microservices unabhängig deployen, um Updates schneller bereitzustellen und den Ausfallradius im Fehlerfall zu minimieren.
- Containerisierung einsetzen, um Portabilität, Zuverlässigkeit und CI/CD-Integration zu verbessern.

Risiken und wie man ihnen begegnet
Die Modernisierung von Legacy-Systemen bringt naturgemäß Risiken mit sich. Es kann an vielen Stellen etwas schieflaufen – technisch, organisatorisch, finanziell oder im operativen Betrieb. Umso wichtiger ist es, potenzielle Risiken frühzeitig zu identifizieren und geeignete Gegenmaßnahmen zu planen.
Systemausfall
Legacy-Code ist oft stark miteinander verknüpft und schlecht dokumentiert – das macht ihn während der Umstellung besonders anfällig. Kritische Komponenten können ausfallen, was zu Systemunterbrechungen oder sogar Datenverlust führen kann.
Für Modernisierungsprojekte ist deshalb ein durchdachter Backup-Plan essenziell – ebenso wie Rollback-Mechanismen, mit denen sich das System zuverlässig auf einen funktionierenden Zustand zurücksetzen lässt.
Ebenso wichtig ist der Einsatz einer Staging-Umgebung. Sie ist identisch zur produktiven Umgebung, aber speziell für Tests gedacht. Indem geplante Änderungen zunächst dort durchgeführt werden, kann Ihr Team die Auswirkungen simulieren, Abhängigkeiten prüfen sowie Fehler und Performanceprobleme frühzeitig erkennen.
Sicherheitslücken
Sie planen, Ihren bestehenden Code auf moderne Infrastruktur zu übertragen? Dann beginnen Sie mit einer gründlichen Prüfung der Codebasis auf Sicherheitslücken. Denn allein durch das Verschieben einer Softwareanwendung in die Cloud wird sie nicht automatisch sicher. Zwar stellen Cloud-Anbieter leistungsstarke integrierte Sicherheitsfunktionen bereit – doch diese schützen Ihre Software nicht, wenn bereits Schwachstellen im Code vorhanden sind.
Ein Vulnerability Assessment sowie Penetration Testing bilden eine solide Ausgangsbasis. Für fortlaufenden und tiefergreifenden Schutz empfiehlt sich die Einführung eines DevSecOps-Ansatzes, bei dem Sicherheit von Anfang an in den Entwicklungsprozess integriert wird.
Projektüberschreitungen
Budgetüberschreitungen und verpasste Fristen zählen zu den häufigsten Projektrisiken – und bei der Modernisierung von Legacy-Systemen sind sie besonders verbreitet. Gründe sind unter anderem unzureichend dokumentierter Altcode und verborgene Abhängigkeiten. Diese führen häufig zu unterschätzten Zeitplänen und einem schleichenden Ausbau des Projektumfangs (Scope Creep).
Investieren Sie Zeit in die Analyse von Code und Abhängigkeiten. Je besser Sie den Ist-Zustand verstehen, desto seltener erleben Sie unangenehme Überraschungen in Form von Zusatzaufwand, Verzögerungen und Mehrkosten.
Widerstand gegen Veränderungen
Widerstand gegen Veränderungen kann viele Formen annehmen – von Endnutzern, die sich nur ungern auf neue Abläufe einlassen, bis hin zu Stakeholdern, denen es an Begeisterung und aktiver Beteiligung fehlt.
Ein gut etablierter Change-Management-Prozess rettet in solchen Fällen das Projekt. Je klarer Sie Ihr aktuelles System verstehen, desto präziser können Sie planen – und desto seltener kommt es im weiteren Verlauf zu kostenintensiven Überraschungen.
Der ROI der Modernisierung
Die Berechnung des Return on Investment (ROI) eines Legacy-Modernisierungsprojekts folgt demselben Prinzip wie bei jeder anderen Initiative: Was investiere ich – und was kommt dabei heraus?
Hier ist eine Übersicht typischer Investitionen und möglicher Ertragsfaktoren:
Investitionen
- Arbeitsstunden von Entwicklern, Testern, Security Engineers oder Honorar externer Experten
- Softwarekosten (Migrations-Tools, Drittanbieter-APIs, KI-Tools usw.)
- Cloud-Gebühren (für Infrastruktur und cloud-native Services) Schulungskosten (Onboarding und Weiterqualifizierung)
- Doppelte Betriebskosten (bei parallelem Betrieb von Alt- und Neusystem)
- Mögliche Ausfallzeiten und Betriebsunterbrechungen
Erträge
- Umsatzsteigerung
- Schnellere Markteinführung durch stabile, fehlerfreie Deployments
- Besseres Nutzererlebnis und höhere Kundenbindung
- Größerer Marktanteil durch neue Funktionen, bessere Performance etc.
- Verbesserte Sicherheit
- Schnellere Reaktionszeiten und optimierte Performance der Anwendung
Vielleicht fragen Sie sich: Wie lässt sich immaterieller Nutzen in Geldwert umrechnen? Auch wenn das nicht immer trivial ist – es ist machbar.
Beispiel: Verbesserte User Experience lässt sich über höhere Retention Rates und längere Sitzungen messen. Vielleicht verzeichnen Sie gerade einen Anstieg der Conversion Rate? Vergleichen Sie diesen Wert mit dem Stand vor der Modernisierung.
Dann kommt der entscheidende Schritt: Weisen Sie jeder Verbesserung einen monetären Wert zu. Wenn Ihre Conversion Rate um 2 % steigt und jeder gewonnene Nutzer im Jahr 100 € einbringt, ist das ein direkt messbarer finanzieller Gewinn.
Über Vention
Vention ist ein führendes Unternehmen für individuelle Softwareentwicklung mit über 20 Jahren Erfahrung und einer globalen Präsenz in mehr als 20 Büros weltweit, inklusive Berlin und Wien.
Unser Anspruch ist es, technische Sicherheit auf höchstem Niveau zu bieten. Dafür verbinden wir tiefgehende technische Expertise mit bewährten Branchenstandards – und unterstützen Unternehmen jeder Größe dabei, effiziente digitale Lösungen zu entwickeln.
Neugierig, wie Modernisierung in der Praxis aussieht? Werfen Sie einen Blick darauf, wie unsere Kunden mit moderner Technologie Erfolge erzielen:

Unsere Ingenieure haben die Flaggschifflösung von StoneX in ein Produkt verwandelt, das bis zu 20 Millionen Anfragen pro Tag verarbeiten kann – bei konstant hoher Geschwindigkeit und funktionaler Exzellenz.
Als Juice Plus+ sich zur Modernisierung seiner Legacy-Systeme entschied, unterstützten wir das Unternehmen beim Quantensprung in Richtung Microservices. Ergebnis: schnellere Deployments und spürbar verbesserte Systemleistung.
Unser Team lieferte neue Funktionalitäten, die Curve halfen, 9,4 Mio. £ im Rahmen einer rekordverdächtigen Crowdcube-Kampagne einzuwerben. Zudem haben wir Teile der Legacy-Systeme refaktorisiert und das Backend modernisiert.
Wir modernisierten die Kerndienste von Integrate mit einem Cloud-First-Ansatz – unter Einsatz von AWS und Kubernetes zur Optimierung der Suchgeschwindigkeit. Das Ergebnis: eine leistungsstarke Plattform, die über 8 Millionen Lead-Datensätze verarbeitet, Kundenpipelines um 600 % skaliert und einen ROI von 10x erzielt.
Machen Sie Ihre Modernisierung zur Erfolgsgeschichte.
Sprechen Sie mit unserem Team – gemeinsam entwickeln wir eine Strategie, die auf nachhaltige Wirkung ausgelegt ist.
*Ein herzlicher Dank geht an Red Hat für den State of Application Modernization Report. Der auf Basis einer Befragung von 1.000 Teilnehmern basierende Bericht liefert wertvolle Erkenntnisse sowie Zahlen zu unterschiedlichsten Aspekten der Modernisierung. Alle in diesem Text genannten Statistiken stammen direkt aus diesem Bericht.